Bildausschnitt einer Dygma Raise Die Tasten sind gelb beleuchtet, der Unterboden leuchtet lila.

Dygma Raise – Teil 2/3: Software (Bazecor)

Bazecor – die Software der Dygma Raise kommt mit Konfigurationsmöglichkeiten, die ich gerne als »sagenhaft« beschreiben möchte. Im Wesentlichen ist die Bazecor unvergleichbar stark – aber, wie bei den meisten Sagenhelden, gibt (gab?) es eine Achillessehne.

Schauen wir uns an, wo der Held aufs Maul fällt und ob er wieder aufstehen kann.

Bazecor auf dem Neuron

Die Dygma Raise vertraut auf ihre mächtige Software Bazecor. Sie ist verfügbar für Windows, MacOS und Linux.

Einstellungen, die wir per Bazecor vornehmen, werden auf einem kleinen Stück Hardware gespeichert, dem Neuron, welches dadurch mehr Funktion bietet, als man zunächst vermuten würde. Das Neuron ist auch die notwendige Kabelweiche, aber neben dem ist es unser Offline-Speicher unsere Einstellungen.

Ein kleines, dreieckiges Stück Plastik in dem das Neuron wohnt. Dies ist das Gehirn der Dygma Raise
Ich bin ein Neuron. Ich binin Etwa so groß wie ein Fünfmarkstück, auch wenn ich das erwähnte Geldstück nichtmehr kennengelernt habe.

Die erwähnenswerten Merkmale von Bazecor:

  • Bazecor erlaubt Konfiguration der Raise und auch Firmwareupdates
  • Es können sogar eigenen Firmwares aufgespielt werden (die Zielgruppe dafür kann man wohl unterm Mikroskop suchen)
  • Keymapping nach Belieben
  • Marcos erstellen und zuweisen
  • Layer definieren (mehr dazu im Text gleich)
  • Farbeinstellungen derart granular festlegen, dass man dringend an Pilzen lutschen möchte

Bazecor kann nicht …

  • … Möhrensuppe kochen
  • … erwarten, dass irgendwer auf dem Planeten Erde sinnvollen Nutzen für 10 Layer findet

Die meisten Leser wollen mit Tastaturen schreiben (ich auch), daher sind viele Entwicklerfunktionen von Bazecor hier nicht weiter interessant. Fokussieren wir daher auf die beiden Dinge, die eine Raise wirklich zu unserer Raise macht: Farben und Keymapping.

Farben

Die Raise hat ein sehr, wirklich sehr, ungewöhnliches Vorgehen, um die Disco in den Unterboden zu bringen. In dem Metallgehäuse bahnen sich Lichttunnel von der Mitte jeder Seite zu den einzelnen Randelementen hin. Die einfache LED, wie wir sie natürlich unter jedem Switch wiederfinden, war vermutlich zu wenig Herausforderung. Das ist auf jeden Fall die Version des »Hold my beer!« eines Tastaturen-Ingenieurs.

Lcihteffekt vollkommen OK im Bazecor eingestellt
Auch Farbenblinde kommen hier auf ihre Kosten.

In dem Bild oben sehen wir auf der rechten Seite die Farben, die wir zuweisen können. Damit sind wir in der Wahl der Farben leicht eingeschränkt, eure Lieblings-RGB-Codes müssen draussen bleiben, aber die meisten Leute werden die wählbaren Farben sicher lieben. Warum es Schwarz direkt viermal gibt? Ich würde ja Dygma fragen wollen, aber ich vermute dann ruft sofort wieder Einer »Hold my beer!« und baut Ventablack als fünften Schwarzton ein.

Was ihr auch auf dem Bild seht, ist, dass ich den meisten Tasten die Farben Gold gegönnt habe, den vier unteren extra Leertasten Lila, während ESC und Backspace Rot sind. Die gesamte Bodenplatte ist Lila. Herrje, wer macht denn so was? … (ich wars)

Ihr erwartete nun schon richtigerweise, dass man das wirklich je Tasten festlegen kann. Aber wer genau hinsieht, erkennt, dass auch die Bodenplatte alle paar Zentimeter einen eigenen Farbbereich zulässt.

Schön finde ich es nicht, aber drehen wir mal komplett durch und knallen Farbe nach Lust und Laune an die Raise. Die linke Bodenplatte lassen wir in Ruhe, rechts bauen wir ein Zebra aus Teal, Rot, Lila und Gelb.

Lcihteffekt vollkommen absurd im Bazecor eingestellt
Bitte töte mich.
Dygma Raise übernimmt die absurden Lichteffekte aus Bazecor
Warum? Waaaarrrrrummm????
Die Dygma Raise mit vielen verschiedenen Farbeinstellungen, die die Tastatur am Ende krank aussehen lässt.
So ganz ganz genau bekommt die Bodenplatte Farbmischungen aber nicth hin, oder? Stimmt! Das machen aber ja auch nur Psychopathen und die kommen ja gernell gut mit Kleinigkeiten klar.

Bazecor Keymapping / Tastenzuordnung

Hier ist Bazecor wirklich stark. Einfach eine Taste wählen und zunächst in die Taste Ansicht konfigurieren. Wer mag, definiert danach noch Modifier für die Tasten auf der Oberfläche des Farbeditors.

Keymapping mit Bazecor
Hier fehlt nix, außer ein Fenster, das (auf MacOS) so aufzoiehbar ist, dass man auch alle Optionen ohne Scrollen sehen kann.
Suchwörter helfen beim Keymapping in Bazecor
Statt scrollen kann man auch das Suchfesnter bemühen. Wenn man denn weiß, was es alles gibt.

Butter bei dir Fische: Nach anfänglicher Euphorie kann ich sagen, dass ich in Tat eher wenig einstelle. Ich lege Pfeiltasten auf die untern Leertasten. Die Empfehlung von Dygma ist, dass man diese Tasten auf WASD in einem eigenem Layer hinterlegt. Warum ich das nicht mache, erkläre ich in Teil 3, wenn es um den Alltag mit der Raise geht.

Ausschnitt der acht Leertasten in der Software Bazecor
Hat der Typ wirklich doof Pfeiltasten dahin gelegt? Welch Potentialverschwendung.

Viel viel viel wichtiger für mich: Wir können die verdammte CapsLock-Taste umbelegen. Und zwar auch zu »Nichts«. Ein Segen!

Miniaturausschnitt aus der Software Bazecor, um die CapsLock Taste deaktiviert zu zeigen
Miniaturausschnitt aus der Software Bazecor, um die CapsLock Taste deaktiviert zu zeigen

Layer mit Bazecor

Wir können 10 sogenannte Layer definieren. Grob übersetzt also Lagen. Jede Lage kann beliebige Farben und Keymappings halten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Layer zu wechseln. So kann man:

  • ein Ziellayer auf eine Taste legen (Gehe zu Layer 7)
  • oder nur solange in ein anderes Layer springen, wie man eine Taste dafür hält (Layer 3 is solange funktional, wie du Taste XYZ runterdrückst)
  • einen kurzen »Schuss« in ein anderes Layer machen (nach Druck der Layertaste bleibe 2 Sekunden im Ziellayer). Sowas kann toll sein, wenn man z. B. Mediasteuerungen auf ein anders Layer packt und nur alle paar Minuten den aktuellen Musiktitel schnell überspringen will. Kurz ins Layer, eine Taste drücken dort, noch eine Sekunde warten und dann im vorherigen Layer weitermachen.

Layers sind genial, benötigen aber Zeit und Hingabe, bis man seine persönlichen Vorlieben entdeckt hat und diese gut umgesetzt hat. Und dann braucht es nur noch ein neues Gehirn, damit ich alten Mann mit mir alles merken kann, was nicht mehr in mein »Musclememory« passen will/kann.

Firmware die Erste (Achilles lässt grüßen)

In den ersten Tagen der Dygma Raise gab es einige sehr ärgerliche Probleme. Konkret ging die liebe Raise einfach im Betrieb aus oder frohr ein. Meist half dann ein Kabel-raus-rein und die Tastatur war wieder da. Manchmal musste man aber auch den ganzen Rechner rebooten.

Wenn das »mal« passiert – Schwamm drüber. Aber es passierte einfach viel zu oft. Hier entsteht dann die Hassliebe. Man hat bis dahin wirklich Stunden mit den Einstellungen der Raise verbracht und fühlt sich so, als hätte man die Welt der Tastaturen endlich wirklich neuentdeckt und dann … DAS!
Irgendwann ist man dann genervt und denkt darüber nach, ob man die mindestens 300 Euro nicht besser in einen Vorrat Steintafeln und Meissel gesteckt hätten, die bleiben dann Jahrtausende nutzbar.

Was also tun? Klar, beim Kundendienst melden. Und da wird es dann spannend in diesem Fall, denn die Firma, die wirklich meine Sympathien hat, wußte zu dem Zeitpunkt schon von dem Problem, hat aber initial eine Mail gesendet, die stattdessen erst mal klärt, ob ich das vielleicht irgendwie selbst verursache. Immerhin könnten es die Kabel sein, wenn ich nicht mehr die originalen USB-C verwenden würde. Oder meine Software wäre nicht auf Stand, oder mein Computerbetriebssystem oder mein Mainboard BIOS oder oder oder.

Tja, mir war zu doof jetzt für jeden möglichen Fall eine Beweis-Testreihe zu führen. Die Raise wanderte ärgerlicherweise vom Schreibtisch runter.

Firmware die Zweite (Achilles humpelt sich wieder auf die Beine durch Bazecor Update)

Monate später macht Dygma öffentlich, dass es ein fieses Problem mit der Firmware gab. Man stellt sich dabei so hin, als würde man mit diesem Problem superoffen umgehen und ganz untypisch darüber kommunizieren – man sei da eben eine Firma der neuen Generation, die ehrlich mit ihren Kunden umgeht. Sogar Refunds hätte man angeboten (wem denn? Jene, die das Problem nachweisen konnten …?)

Na ja. Kann man behaupten, dass man da ganz toll regiert hätte insgesamt. Das war aber nicht so in meinem Fall. Das kleine Pflichtenheft per Mail hatte seinen Zweck bei mir nämlich erfüllt, ich hatte keine Lust die Beweislast auf meiner Seite zu haben und hab dann die Sache ganz gelassen.

Diese »Offenbarung« von Dygma kam ganz nebenbei auch erst dann, als man nach Monaten das Problem endlich gefunden hatten UND bereits wussten, dass man es ausreichend gut beheben würden können. Nicht sofort, aber in naher Zukunft. Mir scheint, Dygma wollte das Dilemma nachträglich ausschlachten und machte kurzerhand Eigenwerbung daraus, die uns erklärt, wie transparent man sei. Ob es auch so nagelagert Transparent gelaufen wäre, wenn man keine Lösung gefunden hätte?

Naja. Das ist alles gerade noch OK – wirklich – aber bitte tragt nicht zu dick auf, ihr Lieben! 🙂

Ach ja: Spürbar hatte ich keine Probleme mit der im Mai 2021 verfügbaren Firmware. Zumindest die letzten 20 Betriebsstunden liefen sauber.

Zwischenfazit nach Teil 2:

Liebe auf den zweiten Blick oder doch weiterhin eine Hassliebe? Ganz ehrlich, ich bin froh, dass ich die Raise habe und sie nun auch läuft, aber uneingeschränkt kann ich sie noch nicht empfehlen. Im Gegenteil, ich werde sie nur mit vielen Einschränkungen für die meisten Leute empfehlen können. Warum das so ist, sagt uns Teil 3 – Der Alltag mit der Raise.

Links

Die Dygma Raise kauft ihr direkt beim Hersteller Dygma

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